Biografisches

Geboren bin ich 1978 in Wien, den grossen Teil meiner Kindheit habe ich in Kärnten verbracht.
Möchte man dies musikalisch-kulturell beleuchten, so stellt man am besten die Volkslieder der beiden österreichischen Bundesländer zum direkten Vergleich nebeneinander. Dann dürfte einem auch die viel stärkere Melancholie auffallen, die dem Kärntnerlied innewohnt. Das entsprechende Liedgut der Kärntner wird im Speziellen von männlichen Gruppen vorgetragen, in deren glasigen Augen sich die Lust an der eigenen Traurigkeit nicht zu bemühen braucht. Während das Wiener Lied versucht, sich mit angeheitertem Schwung über das Leid zu heben, und sich im Falle des Versagens bestenfalls sucht, sich diesem in zynischem Grant zu ergeben, so trägt hingegen das Kärntnerlied das Leid mit tiefer Behäbigkeit und badet sich mit slawisch-maritim geprägter Emotionalität in seiner Sehnsucht.
Die obigen Zeilen sollten ausreichen, um meine Herkunft zu erklären, und somit das Verfassen der Biografie entsprechend beendet sein, jedoch antworte ich auf die Frage:”Woher kommst Du ?” am liebsten mit:”Aus der Gebärmutter. Und Du ?”
Und schon sind sie gerissen, diese Tragegurte, und lassen den schweren Rucksack voll nationaler Klischees auf den Boden einer Tabula Rasa krachen, die auf erfrischende Weise der Angst vor der Ungewissheit trotzt.
Ich habe mit nationalen und religiösen Identifikationen bisher nur im Spass etwas anfangen können, und meine Auseinandersetzung mit – und das Stillen des Bedürfnisses nach – Identität erfüllt sich für mich auf der Bühne, im Film, in der Literatur. Ich mag die erfundenen Welten und Beziehungen, die trotz ihres Eskapismus und ihrer fiktiven Annahmen immer den Mechanismus des Realen spiegeln. Auch wenn dies im geschützten Rahmen der Ausrede einer Darstellenden Kunst passiert:
Das ist der Stoff aus dem ich meine Identität saugen will. Es sind die Darstellungen der Kunst und die Musik der Populär- und Subkulturen, auch weit ausserhalb des deutschsprachigen Raumes, und nicht das Nationale und die Herkunft, mit dem ich mich identifizieren mag. Dennoch sollte ich es hier tun, weil mein Beruf es offenbar erfordert.
Das Gute daran ist immerhin, dass ich es mir aussuchen kann, welche Teile der Vergangenheit ich darstelle:
Den ersten Musikunterricht habe ich im Alter von fünf Jahren genossen. Meine musikalische Ausbildung an der Violine begann ich mit sieben. Zum Unterricht zählten regelmässige Einheiten zur Bildung des Gehörs und klassische Kompositionstheorie. Mit zehn Jahren wurde ich auf ein Gymnasium geschickt, dessen besonderer Schwerpunkt auf einer zusätzlichen musikalischen Ausbildung lag. Einen Teil der sommerlichen Ferienzeiten verbrachte ich in Einrichtungen, in denen das Musizieren im Streichorchester trainiert wurde.
Das Konservatorium besuchte ich weiter, und das Gymnasium schloss ich, volljährig, mit der Matura ab. Bereits ab meinem verflixten dreizehnten Lebensjahr begann ich, die klassische Musik immer mehr zu vernachlässigen. Ich habe mich mit alten Bluesmusikern herumgetrieben, und angefangen, mich in diversen Rock- und Punk Bands auszuspinnen. Die notwendigen Kenntnisse zur grundlegenden Bedienung der dort benötigten Musikinstrumente brachte ich mir selbst bei.
Mein Vater, ein Ingenieur der Elektrotechnik, der ein grosser Musikliebhaber und selbst Saxophonist war, stellte mir einige seiner ehemaligen Bandkollegen vor, und ich wurde daraufhin als Bassist mit einer Rhythm & Blues Band lokal bekannt. Wir spielten Konzerte in Bars, hatten Auftritte in der Rocker- & Motorradfahrerszene, und liessen auch sonst wenige Auftrittsmöglichkeiten aus. Diese Auftritte waren nicht ganz ungefährlich, und auch meine Eltern waren nicht immer sehr erfreut, ich war ja noch minderjährig. Sie hätten es bestimmt lieber gehabt, wenn ich mehr in meine schulische Leistung investiert hätte, doch es war zu spät, ich war infiziert, ich wollte in den Proberaum und auf die Bühne – aber nicht mit der Violine, und auch nicht in Anzug und Hemd. Manche mögen es als eine genetische Disposition sehen, ich sehe es meist positiv: bereits mein Grossvater war ein wilder Hund. Sein Job war es, schwere Felsen aus einem dunklen Bergwerkstollen zu sprengen. In seiner Freizeit fuhr er Motorradrennen auf einer alten Puch. Er musste jedoch meiner Grossmutter versprechen, das Motorradfahren aufzugeben, denn sonst hätte sie ihn nicht geheiratet.
Meine Eltern waren damals sehr konsequente Pazifisten, vor allem in der Friedensbewegung der 80er Jahre, aktiv. Es ist sehr schwierig, gegen etwas zu kämpfen, wenn man selber dabei keinen Sprengstoff benutzen darf, und die anderen aber schon. Ja, es ist schwierig, aber es ist möglich.
Ich denke, meine Eltern haben ein Leben lang versucht, mich von Sprengstoffen fernzuhalten. Die Antwort auf die Frage, ob ihnen das denn auch geglückt sei, würde den Rahmen dieser Biographie sprengen.
Neben dem Haus, in dem mein Vater aufwuchs, befand sich der örtliche Friedhof. Immer wenn ein Begräbnis stattfand, stellte er sich mit seiner Klarinette zum Fenster, und versuchte, die Trauermärsche der Blaskapelle mitzuspielen. Auch wenn ich ein über das Leben froher, wissbegieriger und optimistischer Mensch bin, scheint mir melancholische Musik im Blut zu liegen. Im selben Haus wohnte auch ein Onkel meines Vaters. Der Onkel hatte nur einen Arm. Den anderen Arm hatte ihm ein Jäger weggeschossen, während er, um seine Familie zu ernähren, der Wilderei nachging. Zweimal im Jahr, zu Ostern und zu Weihnachten, musste ich als Kind dem einarmigen Onkel auf der Violine etwas vorspielen, und ich bekam dafür 20 Schilling, und als ich älter wurde, auch mehr. Vielleicht wollten meine Eltern damit zeigen, dass es besser ist, mit Musik seinen Lebensunterhalt zu verdienen, anstatt mit Sachen die explodieren.
Nach meiner Matura verbrachte ich den Zivildienst in einem Heim für geistig schwerst behinderte Menschen. Ich verstand mich sehr gut mit den Insassen dieser Einrichtung. Nachdem meine Mutter, eine Langzeitstudentin der pädagogischen Künste, mich für weitere soziale Berufsfelder interessierte, und ich selbst in den Schulfächern der Philosophie und Psychologie beste Noten hatte, entschloss ich mich dazu, die Bundesakademie für Soziale Arbeit in Wien zu besuchen. Im letzten Semester, knapp vor dem erfolgreichen Abschluss meines Studiums, habe ich jedoch die Ausbildung quittiert. Ich hatte zuviel Musik in meinem Kopf. Wenn man sein Leben lang in Leidenschaft auf eine Profession hin trainiert wurde, ist es schwierig, Platz für anderes zu schaffen. Ich sollte Musiker werden, und das bin ich dann auch geworden. Ich begann, zu schaffen, und mich weiterzubilden, und nach und nach gelang es mir, damit meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Dabei behilflich waren mir auch meine Fähigkeiten im Umgang mit elektronischen Klangerzeugern und Geräten zur Klangverarbeitung. Bereits im Volkschulalter, Mitte der 80er Jahre, hatte ich den Commodore64 meines Vaters als Klangerzeuger verwendet, und bin mit der MIDI Schnittstelle gross geworden. Noch bevor Windows am Markt war, und ich noch nicht alt genug, um Bier zu trinken, habe ich mit einem auf MS-DOS arbeitenden PC und mit verschiedenen Sequenzern versucht, Musik digital möglichst real abzubilden. Das war zwar nicht der Zugang den die Technoproduzenten und Analogsynthesizerknöpfchendreher damals hatten, aber ich kam ja auch vom Konservatorium und wo ich aufwuchs, gab es auch keine entsprechenden Clubs. Ausserdem hätte man mich dort nicht hineingelassen, ich hatte noch keinen Flaum auf der Lippe, und den gefälschten Busausweis hätte mir kein Türsteher geglaubt. Als ich volljährig dann nach Wien siedelte, konnte ich endlich mit der dortigen Clubkultur verschmelzen, und habe zwanzig Jahre lang selbst veranstaltet, bin aufgetreten, habe Musik aufgelegt und in der Szene mitgemischt. Bis heute bilde ich mich weiter, baue meine Fähigkeiten aus, und lerne das meiste bei der Arbeit, alleine und im Austausch mit Koleginnen und Kollegen.

Heute kann ich auf etwa 40 Studioproduktionen bei denen ich entweder als Gastmusiker, Tonmischer, Komponist, Arrangeur oder ausführender künstlerischer Produzent verantwortlich war zurückblicken. Ich habe erfolgreich Filmmusik komponiert und produziert, fürs Kino und fürs Fernsehen. Ich habe als Musiker weit mehr als 1000 Konzerte im In- und Ausland absolviert – vor nur fünf Leuten und auch vor 15.000 Menschen. Ich habe Veranstaltungen konzipiert und durchgeführt und ich habe Musikprogramme kuratiert. Ich habe unterrichtet und war als Juror tätig. Und ich habe an vielerlei Orten als DJ dem Publikum mit Musik aus der Konserve interessante Clubnächte bereitet.

Mittlerweile lebe ich weit im Osten Österreichs, dort wo früher der Eiserne Vorhang manch Reisendem einen Strich durch die Rechnung gemacht hat.
Hier bin ich auch stolzer Vater eines Kindes.

Ich nehme musikalische Aufträge aller Art an.

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